Zeitzeugenbesuch in der 10b

Am 28.01.2025 hatte die Klasse 10b im Geschichtsunterricht von Frau Dr. Schulte die Gelegenheit, zwei Zeitzeugen der NS-Zeit, Frau Eva Timm und Herrn Horst Heckmann, an unserer Schule zu begrüßen. Zu Kaffee und Kuchen bekamen wir über zwei Stunden einen tiefen Einblick in die NS-Zeit und konnten uns anschließend auch mit Frau Timm und Herrn Heckmann austauschen und Fragen stellen, welche diese ausführlich beantworteten.
Eva Timms Erlebnisse

Eva Timm wurde 1926 in Berlin geboren und wuchs dort mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater auf. Ihr älterer Bruder war bereits Soldat. Sie besuchte eine Volksschule und trat im Alter von 10 Jahren dem BDM (Bund Deutscher Mädel) bei, obwohl ihre Mutter Hitler kritisch gegenüber stand. Frau Timms Erzählung fokussierte sich vor allem auf das Leben als Kind im Nazi-Deutschland. So schilderte sie z.B. ihre Erinnerung an die Erlebnisse der Reichspogromnacht, die sie als zutiefst verstörend empfand. Einen Fokus legte Frau Timm auch auf das Thema „Erziehung im Dritten Reich“, welches unsere Klasse auch im Unterricht intensiv behandelt hat.
Während des Zweiten Weltkrieges ab Herbst 1943 – berichtete Frau Timm – gab es fast jede Nacht Bombenalarm, so dass sie mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in einen Bunker flüchten musste. Bei einem Bombenangriff wurde die Wohnung der Familie komplett zerstört und ihnen wurden Zimmer bei anderen Familien in Berlin zur Verfügung gestellt.
Besonders berührt hat uns alle, als Frau Timm von ihren Freund Hansi Frost erzählte, ein Kind aus der Nachbarschaft, mit dem sie nahezu jeden Tag nach der Schule zusammen war. Hansis Eltern waren Juden und besaßen ein kleines Geschäft, in dem Frau Timm immer Zigaretten für ihre Eltern besorgen musste. Eines Tages war das Geschäft geplündert und die Frosts waren deportiert. Frau Timm recherchierte später, was mit den Frosts geschehen ist und hat erfahren, dass sie im KZ umgebracht worden sind und nun aber in Berlin ein Stolperstein an ihren Hansi erinnere. Das Foto von diesem Stolperstein hat Frau Timm uns allen gezeigt. Diese traurige Erzählung sorgte für absolute Stille.
Im Anschluss an ihren Vortrag konnten wir Frau Timm Fragen stellen, wobei die meisten Schüler:innen Fragen über die Bildung in der NS-Zeit stellten, so zum Beispiel was mit jüdischen Schüler:innen geschah, oder ob die Lehrer überzeugt von dem Regime waren. Nach einer kurzen Pause folgten die Erzählungen von Herrn Heckmann.
Horst Heckmanns Erlebnisse
Herr Heckmann wurde 1928 in Mülheim geboren, und besuchte dort eine Volksschule. Im Alter von 10 Jahren trat er der HJ (Hitlerjugend) als Pimpf bei, obwohl seine Mutter – bedingt durch ihre christliche Prägung – die Nationalsozialisten ablehnte. Aber Herr Heckmann gab zu, dass er genau, wie seine Kameraden stolz darauf war, 1938 Mitglied des Jungvolks der Hitlerjugend zu werden. Besonders reizte ihn daran, dass viel Sport getrieben wurde, die Jungen eine Uniform tragen und mit einem Luftgewehr schießen durften. Seine Mutter allerdings sorgte dafür, dass er neben der HJ auch zum CVJM gehen musste, dies war gar nicht im Sinne der nationalsozialistischen Erziehung, wie Hitler sie sich vorstellte. Er berichtete von den Freizeitaktivitäten und vom Unterricht und der Verblendung der jungen Menschen durch die massive Propaganda.
Mit dem Kriegsausbruch 1939 wurde Heckmann – wie seine Altersgenossen – zu Arbeitsdiensten verpflichtet. Da die Luftangriffe aufs Ruhrgebiet bereits ab März 1942 begannen, die vor allem die Industriestädte an Rhein und Ruhr, Köln, Düsseldorf, Duisburg und insbesondere Essen treffen sollten, waren die flächendeckenden Bombardements im Vergleich zu Berlin schon ein halbes Jahr vorher zu ertragen. Besonders einprägend beschrieb er den Luftangriff auf Mülheim 1943, bei dem er mit seinen Kameraden half, Verwundete aus dem St. Marien-Hospital zu bergen und Brandbomben zu beseitigen.
Ein weiteres prägendes Erlebnis war die Reichspogromnacht 1938. Herr Heckmann zeigte sich sichtlich betroffen von den damaligen Ereignissen und stimmte auch die Klasse nachdenklich.
Die anschließenden Fragen von uns Schüler:innen beschäftigten sich auch mit dem Ende des Krieges und des Zusammenbruchs von allem, an was zuvor geglaubt wurde.
Der Besuch von Frau Eva Timm und Herrn Horst Heckmann war für unsere Klasse eine wertvolle Erfahrung, die uns einen persönlichen und eindrucksvollen Einblick in die NS-Zeit gab. Ihre Erlebnisse machen die Geschichte nahezu greifbar und regen zum Nachdenken an. Diese Zeitzeugenerfahrung hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, und den Leitgedanken umzusetzen: „Nie wieder ist jetzt“.
Wir danken Frau Timm und Herrn Heckmann für Ihren Besuch und Herrn Zabelberg von der Zeitzeugenbörse für die Organisation. Die beiden Zeitzeugen werden im Laufe des Februars auch noch die drei weiteren 10. Klassen besuchen.
Jordan Karaca und Hansi May (10b)