Nie wieder ist jetzt! Aufeinandertreffen in der Wolfsburg

Am Mittwochabend, den 22.01.2025 besuchten 28 Schüler:innen der Klassen 9a und 10b mit Frau Dr. Schulte „Die Wolfsburg“ und verfolgten eine spannende Podiumsdiskussion zum Thema „Nie wieder ist jetzt!“. Zwei Persönlichkeiten standen dabei im Mittelpunkt: Katrin Himmler, Großnichte des NS-Täters Heinrich Himmler, und Mathias Bonhoeffer, Großneffe des NS-Opfers Dietrich Bonhoeffer, diskutierten über den Rechtsruck in Deutschland, über Zivilcourage und über die Verantwortung, die ihnen aus ihren Familiengeschichten zuwächst. Die Veranstaltung fand anlässlich des Tages zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt, 2025 jährte sich die Befreiung des KZ Ausschwitz am 27. Januar 1945 zum 80. Mal.
Herr Dr. Oboth hatte bereits im Frühjahr 2024 die Idee zu einer derartigen Veranstaltung, denn im Januar 2024 wurde in Potsdam eine geheime Versammlung abgehalten, bei der Neonazis, Vertreter der Neuen Rechten, der AfD und der Werteunion Strategien zur Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte ausloteten. Das Bekanntwerden dieses Treffens hatte damals bundesweit massive Proteste gegen Rechtsextremismus unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt!“ ausgelöst, an denen auch Nachfahren von NS-Opfern teilnahmen.
Am 1.7.2024 verbrachte ich, Nick Reschke, den Berufsfelderkundungstag an der katholischen Akademie „Die Wolfsburg“. Ich verbrachte diesen Tag mit Herrn Dr. Jens Oboth, Dozent der Akademie, und dort durfte ich den Prozess des Planens und Umsetzens von Podiumsdiskussionen kennen lernen. Zusammen planten wir den Ablauf und die Organisation der Veranstaltung vom 22.1.2025. Alle Mitarbeiter:innen waren sehr offen, hilfsbereit und freundlich und gaben mir zahlreiche Möglichkeiten, meine Interessen und Ideen einzubringen. Ich fühlte mich vollkommen integriert und wertgeschätzt.

Und dann war er da, der 22.1.2025: Alle 300 Sitze waren im Forum der Wolfsburg besetzt. Es herrschte absolute Stille, die Stimmung war bewegend und spannend. Nach einem kurzen Empfang mit Brezeln und Getränken starteten Frau Himmler und Herr Bonhoeffer mit einem kurzen Einblick in ihre Familiengeschichten, die sich diametral unterscheiden: Katrin Himmler, Großnichte Heinrich Himmlers, als „Reichsführer SS“ hauptverantwortlich für den Holocaust, und Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Großneffe des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der noch heute für eine aufrechte christliche Haltung steht.
Wir alle lauschten gespannt den Erzählungen und auch der Beantwortung der zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Es wurden Fragen in zahlreicher Anzahl gestellt. Diese stammten vor allem von Schüler:innen, welche ihre Interessen im Bereich „moderner Rechtsextremismus“ und der heutigen Politik zeigten. Auf alle Fragen folgte eine Antwort von Herrn Bonhoeffer oder von Frau Himmler. Es herrschte eine vertrauensvolle Stimmung, die Fragen variierten bzgl. verschiedenster Themenbereiche: der Krieg in der Ukraine, deutsche Parteien, Zeitzeugenberichte in Schulen und das Hauptthema: Wie geht heute Zivilcourage? Bewegend war auch der Beitrag einer älteren Dame, die schilderte, dass sie wie Frau Himmler aus einer Täter-Familie entstamme und dieses Wissen ihr ganzes Leben bestimmt und bedrückt habe.
Himmler und Bonhoeffer betonten immer wieder, wie wichtig es sei, aufzustehen, Zivilcourage zu zeigen und sich für die Demokratie und Mitmenschlichkeit einzusetzen. Für uns alle war es eine einzigartige und wichtige Erfahrung, welche auch im Unterricht bei Frau Dr. Schulte Fragen anregte. Die Diskussion war für uns alle ansprechend und hilft uns, die richtigen Lehren aus der deutschen Vergangenheit zu ziehen. Eine äußerst einmalige Erfahrung! Mit Frau Himmler steht Frau Dr. Schulte im Kontakt, so dass hier das nächste Treffen bereits geplant wird.
Nick Reschke (9a)