Luisenschüler nimmt an der Deutschen Schüler Akademie teil

Eigentlich war das ja alles ganz anders geplant. Nachhaltigkeit, tolles Thema, bestimmt sehr wichtig, aber nicht das, was mich in erster Linie interessiert oder zumindest bislang interessiert hat." Ungefähr so war meine Meinung zu der Nachhaltigkeitsakademie in Papenburg, kurz NAka, als ich Anfang letzten Jahres den Katalog der DeutschenSchülerakademie durchgeblättert habe, einem Programm von Bund und Ländern zur Förderung von "Begabten". Irgendwas mit Wirtschaft, Mathematik, ja am besten eigentlich beides, das war meine Vorstellung von gelungenen zwei Wochen Sommerferien gefüllt mit interessanten Themen und noch interessanteren Menschen.

Von dem breiten Angebot der Akademien kam für mich jedoch tatsächlich nur eine einzige in Frage: Die NAka. Sollte ich zwei Wochen dort verbringen? Nachdem ich mir die Kursliste der NAka näher angeschaut hatte, entschied ich mich dann dafür. Der Kurs "Vom Sponti zum Hipster: Die Entwicklung des Umweltbewusstseins aus historisch-psychologischer Perspektive" schien mir dann doch recht interessant zu sein.

Nachdem ich mit der Bigband spannende zwei Wochen in den USA verbracht hatte (Link zum USA Artikel einfügen), stand ich im August am Bahnhof und wartete auf meinen Zug ins Emsland nach Papenburg. Meine Erwartungshaltung war mit Blick auf diese zwei Wochen nicht besonders hoch, ich hatte ja davor schon viel erlebt und glaubte nicht, dass die NAka das überbietet. Aber tatsächlich sollten diese zwei Wochen voller Überraschungen, toller Erlebnisse und interessanter, schöner Erfahrungen werden.

Der Himmel war grau, als ich in Papenburg aus dem ICE ausstieg. Passte ganz gut zu meiner Stimmung. Anders als die Farbe des Himmels änderte sich diese aber relativ schnell, als ich ein Gespräch mit den anderen, bis vor kurzem noch quer über die verschiedenen Abteile des Zugs verstreuten, Teilnehmern begann, die jetzt genau wie ich auf den Shuttlebus zum Akademiegelände warteten.

Relativ schnell merkte ich, dass das nicht die Art Mensch ist, die man klassisch mit Nachhaltigkeit verbindet. Zwar war selbstverständlich ein großes Interesse für das Thema vorhanden, teilweise verbunden mit einem Engagement in diversen Organisationen oder der dazu passenden Partei. Das Klischee des „missionarischen Ökos“ hat jedoch keiner erfüllt. In erster Linie ließen sich die Teilnehmer mit drei Adjektiven beschreiben: Nett, aufgeschlossen und intelligent. Ein Umfeld, in dem man sich wohl fühlen muss. Tat ich auch.

Der erste positive Eindruck wurde verstärkt, als ich das Akademiegelände das erste Mal betrat. Rund um einen See angeordnet liegt die Historisch-Ökologische-Bildungsstätte, kurz HÖB. Das Gelände war nicht zu vergleichen mit der Standard-Jugendherberge, in der man eine Gruppe von Jugendlichen für gewöhnlich einquartiert. Das Haupthaus glich einem Treibhaus gefüllt mit einer Masse an Pflanzen, die sich rund um den Weg rankten, ähnlich wie ein botanischer Garten. Daneben gab es noch eine Terrasse am See und einen Steg, rundherum Wald, Wiese und Wohnhäuser, alles ziemlich idyllisch.

Die Umgebung und die Menschen gefielen mir sehr gut. Das gleiche galt für die Arbeit in meinem Kurs. Nach den obligatorischen Aufwärmspielen in unserer ersten Arbeitsphase haben wir mit unserem Thema losgelegt, der Entwicklung des Umweltbewusstseins aus historisch-psychologischer Perspektive. Geleitet werden sollte dieser Kurs von Daniel Eggstein und Anna Lenski. Daniel promovierte zur Zeit in Geschichtswissenschaften in Konstanz, Anna in Psychologie in Berlin. Anna konnte in der Zeit der Akademie wegen einem gesundheitlichen Zwischenfall in ihrer Familie leider nicht bei uns sein, weswegen der psychologische Teil kleiner als geplant ausfiel.

Wie es schon aus dem Namen hervorgeht, haben wir uns damit auseinandergesetzt, welche historischen Ereignisse und Bewegungen das Klimabewusstsein und die Klimapolitik beeinflusst haben. Das hat zeitlich im Kaiserreich angefangen und im Jetzt geendet. Dazwischen wurden Themen wie die Entstehung der Grünen, die Entwicklung des Umweltbewusstseins im Wirtschaftswunderland, also während der 1950er und 60er Jahre, und nicht zuletzt auch während des Nationalsozialismus erarbeitet. Die verschiedenen Themen wurden immer von einem von uns, den Teilnehmern, mit einem Referat eingeleitet. Danach haben wir uns mit den meisten Themen noch weiter in Form von Texten oder Filmen beschäftigt, vor allen Dingen aber haben wir die Themen diskutiert. Solche Diskussionen waren immer spannend, da jeder seine eigene Meinung zu dem Thema hatte und diese auch ins Gespräch eingebrachte. Bei aller Leidenschaft, die in solche Diskussionen geflossen ist, ging eine Sache nie verloren: Der gute Stil und der Respekt vor den Anderen. Man blieb immer sachlich, keine der zahlreichen Diskussionen innerhalb der zwei Wochen wurde zu irgendeinem Zeitpunkt persönlich.

Neben der eigentlichen Kursarbeit gab es natürlich auch noch einiges an Freizeit, in der man alles mögliche gemacht hat. Man konnte Sport machen, unter anderem Basketball, Fußball und Yoga, gemeinsam unter Anleitung in die Meditation oder den Poetryslam eingeführt werden, Musik machen oder sich einer Exkursion anschließen, beispielsweise zum AIDA-Bauer, der Meyerwerft. All das war ein guter Ausgleich zur Kursarbeit, durch den man die anderen Teilnehmer besser kennenlernen konnte und Sachen gemacht hat, die einem in seinem Alltag niemals begegnet wären.

In dieser Zeit haben sich Freundschaften entwickelt, die über die Akademie hinaus reichen. Zusätzlich zu dem Nachtreffen der Akademie Ende Januar diesen Jahres gab es schon vorher viele kleine Treffen der einzelnen Teilnehmer in den verschiedenen Ecken Deutschlands.

Die Akademie hat uns alle nachhaltig geprägt, die Erinnerungen werden nicht verblassen und die Freundschaften werden hoffentlich bestehen bleiben.

Jakob Kellermann (Q2)

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